Als ich neulich in der Reihe der Gläubigen anstand, um zur Heiligen Kommunion zu gehen, da hörte ich es wieder und wieder: „Der Leib Christ – Amen“, „Der Leib Christ – Amen“, „Der Leib Christ – Amen“. Ja, ich glaube, dass diese kleine weiße Scheibe kurz vorher in die Realspräsenz Christi verwandelt wurde und deshalb der Leib Christi ist. Deshalb sage ich ja auch, wenn der Priester sie mir reicht und sagt „Das ist der Leib Christi“: „Amen“, was heisst: So ist es!
Aber ehrlich gesagt schaut sie nicht aus wie ein Leib. Ein Leib hat doch verschiedene Teile wie Arme, Beide, Kopf, Augen, Nase, Mund und innere Organe wie Nieren, Leber, Magen, Lunge und Herz. Nur wenn diese Teile des Leibes optimal zusammenarbeiten unter der Herrschaft eines Hauptes, dann ist er gesund. Diese kleine Scheibe schaut anders aus. Eher wie ein gebackener Brei. Ein Einheitsbrei, oder?
Sie spiegelt mir das Dilemma in dem ich mich derzeit in meiner Kirche befinde. Da gibt es die Predigten, die aufrufen zur Einheit. Wir lieben uns doch alle und wir brauchen uns und 500 Jahre Kirchenspaltung ist doch genug. Lasst uns das alles überwinden. Und da ist eine Stimme in mir die ruft: Ja. Her mit dem Einheitsbrei. Ein Gott, ein Glaube, eine Kirche!
Doch da gibt es auch die anderen Stimmen die warnen. Denn der Widersacher Gottes bietet immer eine billige Lösung an für das, was Gott auf SEINE Weise vorbereitet. Der Einheitsbrei Christi ist diese schnelle Lösung. Jeder, der dort nicht mitmacht, wird als Rassist, als Nazi, als Spalter, als sturer Konservativer abgestempelt und mundtot gemacht werden. Die bisherigen Grenzen werden bewusst überschritten, aufgelöst, mit Aktionen unterstützt und lauthals verkündet.
Was könnte denn am Heilsplan Gottes z.B. anders sein als solch eine langersehnte Einheit der Christen? Ich schaue mir so meinen eigenen Leib an und denke an das Wunder des Heranwachsens, das ich nun sechsmal bei meinen Kindern miterleben durfte: Die zuerst unkontrollierten Bewegungen und Emotionen des Babys, das Lernen von Fähigkeiten des Kleinkindes bis hin zur Koordination und Kooperation von Kopf bis Fuß um wahre Kunststücke zu vollbringen. Das sind wir. Das ist der Leib Christi. Die Embryomasse hat sich geteilt und vermehrt, verzweigt und verändert und lernt nun unter einem Haupt zu laufen. Jeder verbindlich an seinem Ort und trotzdem so anders als andere Teile des Leibes. Der Blutkreislauf ist derselbe – das kostbare Blut Christi, das Leben und Licht der Menschen. Wer dieses Leben in sich trägt ist Teil des Leibes und damit mein Bruder und meine Schwester. Egal welche Rasse, welche Religion, welche Gesinnung. Jesus sagt: „Ich habe auch andere Schafe in meinem Stall. Auch sie muss ich führen.“ Ich muss nicht darüber richten, welches Schaf in welchem Stall das ist… Aber ich spüre, wenn das gleiche Blut in uns fließt, das gleiche Herz schlägt. Das spiegelt mir diese kleine weiße Hostie: Der gebackene Einheitsbrei Christi ist nicht die Vermischung des Leibes, sondern das durch und hindurchfließende Leben des einen Leibes, welcher Christus ist. Und es braucht mich verbindlich in meiner Zelle, in meinem Organ. Das ist, was zählt, damit der Leib Christi agieren kann.
Aber es gibt noch einen wichtigen Aspekt, weshalb die katholische Kirche einen besonderen Auftrag zur Reinheit und Treue am Leib Christi hat. Doch dazu ein anderes mal. Der „QuarterBack“ fürs Schreiben (siehe anderer Blogeintrag) ist nämlich schon vorbei…